Reality-TV-Star Jess Wright hat in einem kurzen Dokumentarfilm für BBC One offen über ihren "lähmenden" Kampf mit postnatalen Depressionen und den Wunsch, "die Welt anzuhalten", gesprochen.

Der Film, der am Freitagmorgen in der Sendung BBC Morning Live ausgestrahlt wurde, zeigt, wie der ehemalige The Only Way Is Essex-Star nach der Geburt ihres Sohnes Presley mit Ehemann William Lee-Kemp im Mai 2022 mit der Krankheit zurechtkam.

Die 39-Jährige unterhält sich auch mit anderen Frauen, die an postnatalen Depressionen erkrankt sind, und teilt deren Geschichten und Perspektiven.

In dem Film erzählt Wright: "Ein paar Tage nach der Geburt meines Sohnes Presley entwickelte ich eine Depression, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte - es war lähmend, ich konnte nichts mit meinem neuen Sohn genießen und ich wollte, dass die Welt aufhört, damit ich abschalten kann."

Die alleinerziehende Mutter betonte auf Instagram, dass der Film mit der Maternal Mental Health Awareness Week (5. bis 11. Mai) zusammenfällt. In ihrem Posting räumte sie ein, dass das Sprechen über die Erkrankung im Fernsehen "auslösend" sei, aber sie hoffe, dass der Film andere Eltern, die ähnliche Erfahrungen machen, unterstützen werde.

Vor diesem Hintergrund hat Dr. Erica De Lange, die regionale Leiterin des psychologischen Dienstes bei Cygnet Health Care, mit gängigen Mythen über postnatale Depressionen aufgeräumt, die typischen Symptome beschrieben und praktische Ratschläge gegeben, wie Partner Unterstützung leisten können.

Was ist eine postnatale Depression?

"Postnatale Depression ist eine psychische Erkrankung, die bei manchen Menschen nach der Geburt auftritt", sagt De Lange. "Sie geht mit anhaltenden Gefühlen von Traurigkeit, Angst, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit einher, die das tägliche Funktionieren und die Fähigkeit, für sich selbst oder das Baby zu sorgen, beeinträchtigen.

"Im Gegensatz zum 'Baby-Blues', der häufig auftritt und in der Regel innerhalb weniger Wochen wieder verschwindet, ist die postnatale Depression intensiver und lang anhaltender und erfordert professionelle Hilfe.

Was sind die größten Missverständnisse in diesem Zusammenhang?

Einer der häufigsten Mythen über postnatale Depressionen ist, dass sie nur Mütter betreffen.

"Obwohl sie bei Müttern am häufigsten vorkommt, können auch Väter und nicht gebärende Partner von postnatalen Depressionen betroffen sein", erklärt De Lange. Ein weiterer Irrglaube ist, dass sie nur hormonell bedingt ist und von selbst wieder verschwindet".

"Die hormonellen Veränderungen tragen zwar dazu bei, aber es handelt sich um ein komplexes Leiden, bei dem oft psychologische, soziale und emotionale Faktoren eine Rolle spielen.

Darüber hinaus gehen viele Menschen davon aus, dass man traurig sein muss, um depressiv zu sein.

"Manche Menschen fühlen sich eher gefühllos, reizbar oder ängstlich als offenkundig traurig", erklärt De Lange. "Außerdem denken viele frischgebackene Eltern, dass man nicht depressiv sein kann, wenn man eine Bindung zu seinem Baby hat. Viele Eltern mit postnatalen Depressionen fühlen sich jedoch weiterhin mit ihrem Baby verbunden, leiden aber innerlich.

Was sind die häufigsten Anzeichen für eine postnatale Depression?

"Zu den häufigen Symptomen gehören anhaltende Traurigkeit oder gedrückte Stimmung sowie ein Verlust des Interesses oder der Freude an den üblichen Aktivitäten, die man gerne macht", sagt De Lange. "Die Betroffenen können auch ein Gefühl von Müdigkeit und Energielosigkeit verspüren, ebenso wie Veränderungen des Appetits und Schlafstörungen.

Die Psychologin weist auch darauf hin, dass Menschen mit postnatalen Depressionen möglicherweise Schwierigkeiten haben, eine Bindung zu ihrem Baby aufzubauen, was zu Schuldgefühlen, Wertlosigkeit oder Unzulänglichkeit führen kann.

"Außerdem können sie unter Angstzuständen, Panikattacken oder übermäßigen Sorgen um das Baby leiden", fügt sie hinzu. "In schweren Fällen kann es zu Gedanken an Selbstverletzung oder Schädigung des Babys kommen.

Wann sollten Sie bei diesen Symptomen Unterstützung suchen?

"Sie sollten sich Unterstützung suchen, wenn die Symptome länger als zwei Wochen andauern und wenn sie das tägliche Leben oder die Pflege Ihres Babys beeinträchtigen", rät De Lange. "Wenn Sie sich emotional überfordert oder abgeschnitten fühlen und Gedanken hegen, sich selbst oder Ihrem Baby etwas anzutun, sollten Sie sofort Hilfe suchen."

Kann sie behandelt werden?

"Ja, postnatale Depressionen sind behandelbar", sagt die Psychologin. "Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie und interpersonelle Therapie.

"Auch eine Paar- oder Familientherapie kann dazu beitragen, die Beziehungsdynamik anzugehen und die Unterstützung des Partners sicherzustellen.

In manchen Fällen können auch Medikamente helfen.

"Vor allem bei mittelschweren bis schweren Fällen können Antidepressiva verschrieben werden", sagt De Lange. "Viele davon können während der Stillzeit unbedenklich eingenommen werden, aber fragen Sie Ihren Hausarzt".

De Lange weist auch darauf hin, dass die Teilnahme an Selbsthilfegruppen und die Anpassung des Lebensstils - z. B. mehr Ruhe, gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport und praktische Hilfe bei der Babypflege - hilfreich sein können.

Was kann man tun, um eine geliebte Person, die an einer postnatalen Depression leidet, zu unterstützen?

"Bestätigen Sie die Gefühle der Betroffenen und vermeiden Sie es, unaufgeforderte Ratschläge zu erteilen", empfiehlt De Lange. "Sie sollten sie ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und sie bei der Inanspruchnahme einer Therapie oder medizinischen Versorgung unterstützen.

Die Psychologin empfiehlt außerdem, praktische Hilfe zu leisten, z. B. bei der Hausarbeit und der Kinderbetreuung, und sich über postnatale Depressionen zu informieren, um die betroffene Person besser zu verstehen und zu unterstützen.

Und ganz wichtig: Achten Sie auf Anzeichen einer Krise. "Wenn sie davon sprechen, sich selbst oder dem Baby etwas anzutun, sollten Sie sofort Hilfe suchen", sagt De Lange.