Europas größte Immobilienmesse war schon immer ein Spiegel der Stimmung in der Branche, und dieses Jahr spiegelte dieser Spiegel etwas anderes wider: einen vorsichtigen, hart erarbeiteten Optimismus. Nach zwei Jahren tiefer Verunsicherung scheint die Immobilienbranche wieder bereit zu sein, nach vorne zu schauen.
Die letzten Jahre waren turbulent. Der lange Boom, der mehr als ein Jahrzehnt des Immobilienmarktes bestimmte, endete abrupt. Steigende Zinsen, hohe Baukosten und globale Krisen haben fast über Nacht zu einer gewissen Verunsicherung geführt. Was sich einst wie ein nie endender Aufschwung anfühlte, wurde zu einer Landschaft aus ins Stocken geratenen Projekten, schrumpfenden Margen und stillen Baustellen. Der Schock war echt und schmerzhaft.
Doch in dieser Woche in München spürte ich, dass die Stimmung umgeschlagen war. Die Rede war nicht mehr vom Überleben, sondern von der Erneuerung. Der Wandel der Worte und die Umstrukturierung klangen in den Gesprächen nach, nicht als Schlagworte, sondern als gemeinsames Verständnis davon, wo wir stehen. Viele der Aussteller und Teilnehmer schienen die neue Normalität akzeptiert zu haben, und mit der Akzeptanz ist der erste Schritt zum Fortschritt getan.
Beim Gang durch die Messehallen fielen mir weniger extravagante Stände auf als in den Jahren vor der Krise, aber die Atmosphäre wirkte geerdeter und konstruktiver. Es wurde weniger über schnelle Geschäfte gesprochen und mehr über langfristige Strategien, Innovation und Nachhaltigkeit. Entwickler sprachen über Effizienz und adaptive Wiederverwendung; Investoren diskutierten über Geduld und Timing; Stadtvertreter konzentrierten sich auf Lebensqualität und Zusammenarbeit. Es schien, als sei das gesamte Ökosystem durch die Notlage gereift.
Auch das internationale Interesse kehrte in aller Stille zurück. Während die einheimischen Akteure weiterhin zurückhaltend sind, beginnen Investoren aus dem Ausland, sich wieder für Deutschland zu interessieren, angezogen von der relativen Stabilität und dem Potenzial für eine Erholung. Insbesondere Logistikimmobilien gewinnen wieder an Aufmerksamkeit, auch wenn die Transaktionsvolumina noch weit unter ihrem Höchststand liegen. Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Abschwünge auch Chancen mit sich bringen, und dass diejenigen, die sich jetzt vorbereiten, als erste davon profitieren werden, wenn der Aufschwung zurückkehrt.
Dennoch gibt niemand vor, dass die Herausforderungen verschwunden sind. Die Wohnungsknappheit ist nach wie vor eines der drängendsten Probleme des Landes. Die ehrgeizigen Ziele der Regierung für den Wohnungsneubau scheinen weiter entfernt denn je. Die Finanzierung bleibt schwierig, insbesondere für private Käufer. Die Bürokratie bremst weiterhin den Fortschritt, auch wenn neue Initiativen wie der Gebäudetyp E und die Überarbeitung der Bauvorschriften eine Vereinfachung versprechen.
Doch trotz alledem herrschte auf der Expo Real 2025 eine andere, leichtere, vielleicht sogar hoffnungsvolle Atmosphäre. Man hatte das Gefühl, dass die Branche den Atem angehalten hat. Man sprach wieder über Lösungen, Partnerschaften und Chancen statt nur über Risiken. Die Daten mögen immer noch gemischt sein, aber die Stimmung dreht sich. In einem Sektor, in dem Vertrauen die halbe Miete ist, ist das von enormer Bedeutung.
Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat, war nicht ein einzelnes Projekt oder eine Ankündigung, sondern die kollektive Denkweise. Die Immobilienwelt, die einst von Überschwang und einfachem Kapital angetrieben wurde, scheint nun zu verstehen, dass es in Zukunft um Kreativität, Nachhaltigkeit und Ausdauer geht. Die Gespräche waren realistischer, es ging weniger um Spekulation und mehr um Wertschöpfung im wahrsten Sinne des Wortes. Es wurde anerkannt, dass die Ära des Wachstums um jeden Preis vorbei ist und durch einen verantwortungsvolleren und durchdachteren Ansatz beim Aufbau und bei Investitionen ersetzt wurde.
Als ich das Messegelände verließ, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die diesjährige Expo Real den Beginn eines neuen Kapitels markiert. Der Sturm ist vielleicht noch nicht ganz vorbei, aber die Branche hat wieder Fuß gefasst. Die Hoffnung, so scheint es, ist zurückgekehrt, nicht der naive Optimismus der Boomjahre, sondern eine ruhigere, widerstandsfähigere Art.
Schließlich ging es in der Immobilienbranche schon immer um lange Horizonte. Was ich diese Woche in München gesehen habe, war kein Markt im Niedergang, sondern einer, der seinen Sinn wiederentdeckt hat. Und vielleicht ist gerade das das wahre Zeichen des Aufschwungs.